Seit Anfang Oktober zeigen BBW Hamburg und die BS24 die Ausstellung „Echt krass – Ich dachte, Du wolltest das“. Berufsbildungswerk und die BS24 haben sich seit längerem darum bemüht, die Ausstellung ins Haus zu holen und als Kooperation zu realisieren. Wird etwas als „krass“ bezeichnet, ist es hart an der Grenze des Erträglichen. So gibt es in dieser Ausstellung Aussagen und Szenen, die ohne Erklärung schwer zu verstehen oder auszuhalten sind. Die Ausstellung thematisiert sexuelle Grenzverletzungen und sexuelle Gewalt. Sie soll Jugendliche ab Klasse 8 für die Themen sensibilisieren und einen Beitrag zur Prävention leisten.
An fünf interaktiven Stationen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten gibt es Gelegenheit, Informationen abzurufen und das eigene Wissen zu testen. Ausstellungsbesucher:innen erfahren, dass Gewalt nicht immer körperlich ist, sondern bereits viel früher beginnen kann bspw. mit Blicken, Worten, Verachtung oder Ausgrenzung. Es sind Themen, denen alle jungen Menschen auf dem Weg zum Erwachsenwerden begegnen. Welche Rechte haben sie, wie schützen sie sich vor Gewalt und wo finden sie Hilfe und Unterstützung, wenn sie Opfer sexueller oder sexualisierter Gewalt geworden sind. An den einzelnen Stationen können Fragen beantwortet oder auch kurze Videos angesehen werden. Geht man in die Kabinen hinein, fällt die düstere Atmosphäre auf. Das Dunkel ist ein Verweis darauf, dass sexuelle und sexualisierte Gewalt vor allem im Verborgenen stattfindet. Es ist „echt krass“, dass 90 % der Täter aus dem direkten Umfeld der Opfer stammen – Personen, denen man vertraut oder die man liebt.
Die Ausstellung sensibilisiert dafür, Selbstverständliches in Frage zu stellen, das eigene Handeln und das der Gruppe, zu der man sich zählt, zu hinterfragen und auch mal die Perspektive zu wechseln.
In den letzten zwei Wochen besuchten 30 begleitete Gruppen die Ausstellung. Die meisten Teilnehmenden gingen zu zweit von Station zu Station und tauschten sich direkt über das Gesehene aus. Die Reaktionen reichten von Interesse über Verwunderung bis hin zu Betroffenheit. Das Feedback der Teilnehmenden war hauptsächlich positiv. Ein Teilnehmender fand „die Sprüche ganz schön heftig.“ Deshalb wurde das Gesehene und Gehörte nach dem Ausstellungsbesuch mit den Begleitpersonen in der Gruppe reflektiert. Alle Begleitenden nahmen im Vorfeld an einer verpflichtenden Fortbildung teil, um bei Bedarf auf Fragen und Reaktionen der Schülerinnen und Schüler reagieren zu können. Zusätzlich liegen im Veranstaltungsraum Flyer mit Hilfsangeboten bei Beratungsstellen und auch online, die mitgenommen werden können. Beratungen können auch anonym in Anspruch genommen werden.
Die Ausstellung wird vom Verein Petze e.V. aus Kiel verliehen. Informationsmaterial zum Mitnehmen wie Rechtekarten und Flirttipps werden mitgeliefert. Für Lehrkräfte steht ein Buch mit Unterrichtsmaterialien zum Kopieren, das zur Vor- oder Nachbereitung genutzt werden kann, zur Verfügung.
Petze e.V. hält für andere Zielgruppen weitere Ausstellungsformate bereit bspw. für Förderschulen und Einrichtungen für behinderte Menschen die Ausstellung „Echt stark“. Weitere Informationen dazu auf der Website https://petze-institut.de